Freitag, 4. Januar 2013

Tag 66 - Buenos Aires Cityrunde


Buenos Aires erinnert sofort an Barcelona. Der schachbrettartige Grundriss mit einem Raster-Straßennetz, das jeweils 110 m bebaute Blöcke ergibt. In der Mitte die beiden gekreuzten Hauptstraßen, die die wichtigsten Plätze verbinden. Schon aus der Luft war das zu sehen. Wo aber ist der Strand. Der Rio de la Plata ist rotbraun und trübe. Na ja, ein Silberfluß eben. Der nächste Beach liegt 400 km im Norden an einem seiner unzähligen Mündungsarme im Delta. Das wars also diesmal mit Baden und Strand. Heute ist Wandertag und wir machen mal eine große Stadtrunde zu Fuß. Als erstes fällt der Architekturmix auf. Diese Stadt ist gewachsen, außer durch die Entwicklung oder Diktatoren mit Größenwahn wurde ja nichts zerstört. Im Übrigen baut man recht unbekümmert Neues neben Altem, das sieht manchmal doof aus, macht die Stadt aber interessant.
Buenos Aires ist sehr lebendig, laut und bisschen dreckig. Aber es hat eine riesige Zahl von sehr schönen Gebäuden und man kann mal wieder etwas Stilkunde trainieren. Also picken wir heute mal paar schöne Sachen raus.
Hier das Theater der Stadt. Neoklassizistisch.
Die Portanjes, so nennen sich die Leute hier, behaupten, es hätte die beste Akustik der Welt. Na ja. Es ist der Mailänder Scala nachempfunden und sieht innen auch so aus. Die Calla hat es wohl oft hier schön voluminös donnern lassen.
Und dann rechts mal richtig fetter Barock, eine von hunderten, meißt riesigen Kirchen der Stadt. Santa Maria della Habichvergessen. Die war aber leider zu. Rundherum ist ein Schutzgerüst für herabfallenden Stuck. Wie vieles Alte hier ist auch dieses Haus Gottes schon etwas angenagt.

Einen Obelisken haben sie hier auch.
Als man die breiten Hauptschneisen durch die Stadt schlug, ergab sich ein Platz an der Kreuzung, der etwas leer aussah. In den Dreißigern hat ein deutsches Bauunternehmen diesen Stahlbetonbau hingestellt. Anlässlich eines Jahrestages zur Stadtgründung. Die Argentienier sind wohl recht national und traditionalistisch. Alle naselang gibt es Verweise auf bedeutsame Daten und Begebenheiten. Nicht so unüblich in Ländern, in denen sich korrupte Parlamentarier und putschende Militärs abwechseln. 2005 zum Weltaidstag hatte man ihn ein riesengroßes rotes Kondom übergestülpt. Auf jeden Fall ist er ein Wahrzeichen und ein deutsch-argentinisches Symbol.
Doch zum Schluss noch ein Häuschen im Lieblingsstil. Jugendstil oder Stil Noveau, wie die Franzosen sagen. Es ist auf jeden Fall eines der schönsten Häuser, die wir bisher gesehen haben und perfekt bis ins Detail gestaltet und erhalten (wie das Hotel Paris in Prag, da sind wir mal aus Versehen gelandet, weil unser Hotel überbucht war).
Es ist der Club Espaniol, wohl ein Repräsentationsgebäude der Spanischen Regierung. Heute ist eine Gaststätte und mehrere Festräume darin. Auch die Innengestaltung und selbst die Ausstattung ist noch komplett stilecht erhalten.
Falls mal einer so richtig standesgemäß was feiern will, man kann die Säle einzeln oder das ganze Haus auch für ein kleines Fest mieten.

Abends waren wir dann noch im Palazio Barolo zu einer Mitternachtsführung. Die war auf spanisch mit englischen Einsprengseln, entsprechend viel haben wir mitbekommen. Es die in Stein umgesetzte Göttliche Kommödie von Dante. Bauherr und Architekt waren große Fans von ihm und das Haus sollte sein Mausoleum und seine Kathetrale sein und seine Asche aufnehmen, wenn Europa im Ersten Weltkrieg versinkt. Da ist nichts draus geworden. Das Haus ist hundert Meter hoch, es symbolisiert unten die Hölle, in der Mitte das Fegefeuer und ab dem 14. Stock beginnt das Paradies.Schändlicher Weise haben wir den Dante (noch) nicht gelesen, sonst wäre dieser Post 10 Seiten lang. Auf jeden Fall ging es bis in die gläserne Kuppel, das ist ein Leuchtturm mit dem man sich seinerzeit mit anderen Fans in Montevideo verständigte. Das Leuchtfeuer funktioniert auch und wurde für uns extra mal angemacht. Die Aussicht ist echt toll, das Foto gibt es aber erst morgen, sonst hat es heute gar kein Ende mehr.
G&A

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr beiden.

    Bin mal wieder bei Mutti um euren Blog zu lesen. Wir wünschen euch ein gesundes neues Jahr und weiterhin viel Spaß auf eurer aufregenden Reise.

    Liebe Grüße von den 4 Blumen

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