Sonntag, 6. Januar 2013

Tag 68 - mit dem Radl in BA


Der Nahverkehr in BA läuft einerseits über die U-Bahn, von den Leuten und auch offiziell Subte genannt. Neben der Steinzeitlinie A, die mehr eine unterirdische Straßenbahn ist, gibt es noch 4 modernere. Den Rest bewältigen die Colectivo genannten Stadtbusse, etwa 15.000, alles etwas betagte Mercedes. Um den Fahrplan zu verstehen, braucht man etwas länger.
Heute fahren wir mal mit der 152 zu einem Fahradverleih, es gibt wohl nur 2 oder 3 in der Stadt.
Als wir endlich die Haltestelle gefunden haben und einsteigen wollen, bricht plötzlich ein Höllenspektakel los. Ein Taschendieb rennt mit seiner Beute davon, trillernde Polizei hinterher. Es ist schon das zweite Mal, das wir das sehen. Wir fahren nach San Telmo, dem ältesten Stadtteil von Buenos Aires. Die Häuser sind kleiner, es ist beschaulicher aber auch ein wenig marode. Jeden Sonntag ist hier Straßenmarkt und ganze Straßenzüge sind mit Händlern belegt. Eigentlich soll es ein Antiquitätenmarkt sein, nichts darf jünger als von 1970 sein, aber ein ganz Teil ist nur der übliche Kitsch. Allerdings gibt es in diesem Viertel traditionell eine Menge richtiger Antiquitätenhändler und das Angebot ist unüberschaubar.

Glücklicherweise haben wir ja keinen Platz im Koffer und halten uns nicht allzulange auf. Inzwischen ist der Markt ja auch eine touristische Attraktion geworden und es wird schnell voll.
Bei unserem Radshop suchen wir uns aus 20 Rädern die beiden am wenigsten klapprigen aus. Allerdings hätte auch bei denen der deutsche Schrotthändler die Annahme verweigert. Nachdem auch ein auf spanisch geführter Meinungsaustausch über erforderliche Luftdrücke in Hinterreifen zu unseren Gunsten ausgegangen ist, geht es los. Von San Telmo über das Zentrum bis zum nobleren Stadtteil Recoleta geht die Tour.



 

Wir halten uns an eine vorgeschlagene Route. Das macht aus vielen Gründen Sinn:
Einerseits werden die wenigen Radwege genutzt. Oder eben auch wenig befahrene Straßen. Zum anderen hat die Stadt ein komplettes Einbahnstraßensystem und die Straßen andersrum zu befahren, stört zwar keinen, ist aber nicht ratsam. Und zum dritten sollte man auf einigen Straßen besser gar nicht radfahren. Wie in den USA ist Rechtsabbiegen bei Rot erlaubt und an Radfahrer ist man eben noch nicht so gewohnt. Es ist heiß heute, über 30 Grad und die Räder haben keine Schaltung. Braucht man schon mal ein Bier am Weg.


Im Stadtteil Rigoleta kommen wir an einem Park nach dem anderen vorbei. Am Schluss ist ein großer Freizeitpark mit mehreren Seen, auf denen die Leute Boot fahren, um den sie skaten usw. Das übliche Sonntags-Großstadtbild. Es sind alles Einheimische hier. Das ganze Viertel macht einen sehr wohlhabenden und gepflegten Eindruck. Was uns besonders auffällt, sind die unzähligen Denkmale, die in den Parks dicht an dicht stehen, teilweise riesengroß, die meißten in Bronze. Solche Reiterstandbilder wie rechts haben wir hier bestimmt schon 20 gesehen. Sie sind wohl doch sehr patriotisch, die Argentienier.
Man sieht allerdings auch weniger Kneipen in Ricoleta.



Nebenan liegt auch ein sehr bekannter Friedhof, der Cementerio de la Recoleta, auch Stadt der Engel genannt.Die Grabmäler dort sind richtige Häuser aus Marmor. Sie gehören jeweils einer Familie, die dort auch ihren Status präsentiert. Ein Rundgang gleicht einer Stadtbesichtigung in Miniatur. Die Bauten sind fast noch prächtiger ausgeführt, als ihre großen Brüder, oft gekrönt von marmornen Statuen, eben Engeln.
Auch Evita Peron, eine argentinische, wesentlich sexiere Ausgabe von Mutter Theresa, ist hier begraben, oder besser gesagt beigesetzt. Die schmucken Särge stehen ja frei in den Häusern, oft von außen zu sehen.
 
 
 
 
Am Ende fahren wir nochmal nach San Telmo, in die Gegenwelt zum feinen Recoleta. Dort sind die Händler dabei, ihre Stände abzubauen und auf der Plaza Dorrego wird wie jeden Sonntag Tango gespielt und getanzt. Das machen die Einheimischen da schon Jahrzehnte. Nun ist es aber schon zum Touristenmagneten geworden und rundherum sind Straßenrestaurants für die Zugucker. Prompt schmieren wir uns da auch an und kriegen ein grauenhaftes Essen vorgesetzt. Das erste Mal, dass wir daneben hauen.
Und dann gibt es auf dem Heimweg zum Hotel noch eine dieser eigenartigen Begebenheiten der Dritten Art. Da denken wir doch immer, wir wären Exoten mit unseren Rädern. Plötzlich hinter uns ein Lärm, da werden wir doch tatsächlich in der Nacht von einer Fahrrad-Demo eingeholt. Bestimmt 500 oder meht zumeist junger Leute auf Rädern, die die Straße auf ganzer Breite langfahren und gut organisiert alle Seitenstraßen blockieren. Na, da fahren wir doch bis zu unserem Abzweig bimmelnd und johlend mit, ist ja für einen guten Zweck
G&A

4 Kommentare:

  1. Hut ab! Günni sieht aus wie ein Jüngling. Wo sind die Pölsterchen geblieben?

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  2. Tango?
    Ich glaube, damit fangen wir gar nicht erst an.
    Vielleicht schreibe ich mal was dazu im Abschiedsblog, da haben wir ja einen Tag Flug und viel Zeit.
    Das andere wächst schon wieder, hier ist es heiß und trocken und gegen Durst ist am besten Bier. Und weil Hanne sagt, 3 Liter minimal, ist auch schon wieder was zu sehen.
    G

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    1. Lass mal gut sein mit wächst schon wieder. Das rächt sich alles. Bleibt mal schön in Bewegung. Ich lese gerade schon den nächsten Beitrag. So ist´s recht.
      Bier ist natürlich das Beste, was man trinken kann. Muss ja nicht alkoholisch sein. Ich glaube, der Alk ist 100% Brennstoff, der wird sofort gebunkert. Alk. Schokolade, Zucker & Co. - erfordern leider sofortige anstrengende Gegenmaßnahmen.

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