Wir verlassen diese beindruckende Stadt am frühen Morgen. Eine Stadt der
Zukunft, ohne Zweifel. Auch mit den Menschen der Zukunft? Lieber nicht. Jeder
zweite hat ein Smartphone - meist fast so groß wie ein Bügelbrett- in der Hand
und benutzt es auch, bei den Jüngeren praktisch jeder. Teilweise werden
Belanglosigkeiten telefoniert, oft aber auch gedaddelt. Die oft zu sehende
Werbung für Computerspiele hat ihren Grund.

Es heißt, dass es überall nur um die großen C geht. Diese sind Karriere,
Kreditkarte, Wohnlage, Clubmitgliedschaft und natürlich Car - das Auto.
Freizeit verbringt man gern in der Shopping Mall. Die Werbung hat wohl eine
viel schlimmere Wirkung als bei uns und die Angst, ein Schnäppchen zu
verpassen, schon pathologische Züge. Man geht auf Arbeit (die man hasst) um
sich Dinge zu kaufen (die man nicht braucht). Aber lassen wir das mal. Die
Stadt ist super. Und angenommen alle Singapurer würden in der Freizeit wandern,
wie unsereiner, müssten sie ihre paar Hektar Forst in Fünferreihen und im
zugewiesenen Zeitfenster durchschreiten.

Singapur ist modern. Hochhäuser, Luxushotels, breite Straßen, schöne Bahnen
und Busse, Brücken, Parks, Promenaden und und und. Alles ist gut geplant und
gebaut, absolut in Ordnung, sauber und sehr gepflegt. Rolltreppen überall,
Klimaanlagen in Millionen Stück. Obwohl es viele Baustellen gibt, wirkt die
Stadt fertig.
Singapur funktioniert. Alles läuft und passt zusammen. Besonders die
Verkehrsinfrastruktur läuft wie ein Uhrwerk. Wie oft haben wir in den anderen
Ländern ein wenig Verlässlichkeit vermisst.
Singapur ist nicht hektisch. Angenehm ist der eher geringe Verkehr in der
City. Mit einem dichten Nahverkehrssystem, dessen Herzstück die MTR, eine U-
und S-Bahn, ist, verbunden mit einer City- Maut sind fast alle privaten
Fahrzeuge aus der Innenstadt verbannt. (Denken wir mal an die Verkehrsinfarkte
unserer letzten Ziele). Es fällt auf, dass man sich Zeit nimmt. Es dauert immer
ein paar Sekunden länger, als wir erwarten, bis sich die Türen der Züge oder
Aufzüge öffnen oder die Fußgängerampel grün zeigt, wenn die Autos längst rot
haben.
Singapur ist sicher und sauber. Sind es vielleicht doch die drastischen Strafen?
Für Randale oder Graffiti droht Gefängnis, noch vor einiger Zeit war Kaugummi
verboten, Alkohol ist verpönt und hoch besteuert, der Besitz von Rauschgift
kann zum Galgen führen. Ein wenig nachahmenswert? Ganz klein bisschen
wenigstens?
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hier kommt gleich Superman rum |
Singapur ist schön. Die neu bebauten Areale an der Harbor Front oder Marina
Bay sind Glanzstücke des Städtebaus. Die Stadt ist durchzogen von Grün und
Wasser. Das tropische Klima trägt seinen Teil bei. Die neueren Bauten sehen aus
wie Siegerentwürfe von Architektenwettbewerben. Am schönsten sind jedoch die
wenigen Bereiche, in denen sich das koloniale Erbe mit der Moderne mischt und
nicht, wie leider zu oft, alles Alte platt gemacht wurde. Auch wenn China-Town
schon etwas vom Disneyland auf Sentosa hat.
Ob man aber mit rund 6 Mio Leuten auf gerade mal 40 x 20 km gut leben kann?
Um diese Frage zu beantworten, braucht man wohl mehr als zwei Tage. Also haken
wir das ab und schauen mal, wie es in Sydney ist.
18:00 Uhr oder besser 6 PM landet unser komfortabler Airbus in Sydney.
Singapore Airlines ist eine tolle Fluggesellschaft. Wir brauchen ein Visum,
eine Wochenkarte für Nahverkehr, eine extra Karte für Bahn/Airport und Bargeld.
Ich werde lieber nichts weiter zu den Preisen in Sydney schreiben, wir haben
schon bei der Hotelbuchung gemerkt, dass der Australische Dollar eine
ausgesprochen harte Währung ist. Auf den kostenpflichtigen Internetzugang
verzichte ich jedenfalls. Kann sein, die Blogs fallen nun etwas spärlicher aus. Also
gehen wir mal die Gegend erkunden. Das Hotel liegt super zentral, kann man zu
Fuß los. Ein Internet-Cafe oder so was brauchen wir ja auch noch.
G+A